In der Fotowanderausstellung der Zürcher Fotografin Eline Keller-Sørensen „Ich sehe was, das du nicht siehst“ macht die Künstlerin Menschen aus dem Autismus-Spektrum sichtbar und klärt über die unsichtbare Behinderung auf.
„Wenn wir den Autismus verstehen, verstehen wir das Gehirn“, sagt der Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger Eric Kandel.
Vielleicht ist es auch umgekehrt: Wir wissen noch nicht einmal, was Autismus genau ist, und wir werden es vielleicht erst wissen, wenn wir das menschliche Gehirn verstehen. Vor 60 Jahren wurde noch eines von 2500 Kindern mit Autismus diagnostiziert, heute bereits eines von 88.
Menschen im autistischen Spektrum leben hier und mit uns. Sie sind mit den Normen der Mehrheitsgesellschaft konfrontiert.
An die Diagnose Autismus sind Vorstellungen und Klischees geknüpft, die einen pragmatischen Umgang mit den besonderen Bedürfnissen
der Betroffenen erschweren. Die Betroffenen nehmen die Welt anders wahr. Sie müssen lernen, in einer Welt klarzukommen, die von Normen
geprägt ist, die sie nicht oder nicht immer verstehen.
Das partizipative Fotoprojekt „Ich sehe was, das du nicht siehst“ der Fotografin Eline Keller-Sørensen
in Kooperation mit dem Verein autismus deutsche schweiz, stellt Berührungspunkte zu diesen Welten her, die sonst schwer zugänglich sind.
Einerseits zeigen die Portraits der Fotografin Menschen mit Autismus in einem Moment, in dem sie begleitet und fotografiert wurden.
Diese Bilder sind bei einer angenehmen Tätigkeit und in einem vertrauten Umfeld entstanden.
Andererseits gibt das Projekt Menschen im autistischen Spektrum mit ihren Selbstportraits eine Plattform, sich selber zu präsentieren.
Mit einer Installation aus einem teildurchlässigen Spiegel und einer Kamera mit Selbstauslöser übergibt die Fotografin die Kontrolle ihren Protagonistinnen
und Protagonisten. Diese Spiegelportraits sind Bilder, die sie von sich selber machen. Sie selbst bestimmen, wie sie sich darstellen und wann sie abdrücken.
In dieser Konfrontation mit sich selbst erhalten sie die Möglichkeit, sich uns zu zeigen – so, wie sie sich sehen. Und wie sie gesehen werden möchten.
Tonaufnahmen von Kurt Human ermitteln Eindrücke aus dem Alltag von Menschen mit Autismus. Die Herausforderungen und Gedanken im täglichen Leben,
im Schul - oder Arbeitsumfeld sowie der Prozess der Diagnosefindung werden durch die Betroffenen bzw. durch Familienmitglieder geschildert.
Die Ausstellung will für die Herausforderungen sensibilisieren, mit denen Menschen im autistischen Spektrum konfrontiert sind. Abweichung von der Norm braucht Verständnis und Akzeptanz. Menschen mit Autismus haben im Alltag und im sozialen Leben oft Schwierigkeiten – je mehr sich die Gesellschaft mit dem Thema Autismus auseinandersetzt, umso einfacher wird es für diese Menschen, sich zurechtzufinden. Sie können in manchen Bereichen lernen, sich anzupassen – wir können versuchen ihnen ein Umfeld zu schaffen, in dem ihnen dies weniger schwer fällt.
Kooperationspartner:
Verein autismus deutsche schweiz (ads), www.autismus.ch
Fachliche Unterstützung:
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zürich (KJPP), www.kjpd.uzh.ch
Die Wanderausstellung wurde nach der coronabedingten Verschiebung erstmals im Alten Spital in Solothurn im Oktober 2020 eröffnet.
Daraufhin konnte das Fotoprojekt 2021 im Berner Generationenhaus gezeigt werden, 2022 sowohl im Zentrum Karl der Grosse, sowie an der HfH Zürich und Februar - April 2023 war die Ausstellung in der Pestalozzi Bibliothek Zürich zu sehen. Weitere Orte sind in Abklärung und werden laufend auf der Webseite aktualisiert. Wir freuen uns über jede weitere Möglichkeit das Fotoprojekt zu präsentieren, gerne nehmen wir Anfragen für Ausstellungsmöglichkeiten entgegen.
Bilder der Ausstellungen soweit: